»Ich bin in Cannstatt geboren und lebe in Stuttgart, also in der Emigration«, so Thaddäus Troll über die Tatsache, dass er als Erwachsener so etwas wie Verrat beging und ins feindliche Stuttgart zog. Hier lebte er als Hans Bayer, wie er wirklich hieß, und Thaddäus Troll, wie er als Dichter hieß. Hier schrieb er auf Hochdeutsch und Schwäbisch, in Versen und Prosa, für das Papier, den Äther und die Bretter, die die Welt bedeuten; begründete die »Radikale Mitte« und den »Tisch der Dreizehn« mit, geißelte die Politik, engagierte sich in unzähligen Ehrenämtern, brachte 1970 den ersten Schriftstellerkongress in die Stadt und das Schriftstellerhaus in der Kanalstraße mit auf den Weg. Am Ende schied er in seiner Stuttgarter Wohnung freiwillig aus dem Leben und zeigte der Welt, dass der Mann, der nach Walter Jens die Worte zum Leuchten bringen konnte, von dunklen Schatten gequält worden war.
Der Spaziergang zum Gedenken an diesen außergewöhnlichen Schriftsteller führt von der Alexanderstraße, in der TT zusammen mit Werner Finck die satirische Zeitschrift »Das Wespennest« gründete, durch Stuttgarts Mitte zum Bürgerhospital, wo er gegen seine Depression behandelt wurde.
KONZEPTION und KOMMENTAR: Andrea Hahn
REZITATION: Götz Schneyder
Gefördert vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart