Zweimal wanderten wir auf den Spuren der Literatur und vor allem auf den Spuren der Hohen Karlsschule rund um Schloss Solitude, zweimal erlebten wir einen auch für uns sehr schönen Sonntagnachmittag. Der Blick von der Aussichtsplattform des Schlosses, die alten Bäume, die Parkanlage, der kleine Solitude-Friedhof und das Grävenitz-Museum, in dem wir bei einem Glas Secco und der hin- und mitreißenden Führung durch die Leiterin Julia Müller zum Abschluss kamen – auf der Solitude stimmte einfach alles, sogar das Wetter.
Auch wenn die Anlage als Lustschloss für die hohen Herrchaften rund um den württembergischen Herzog Karl Eugen bestimmt war, hat sie von Anfang an doch auch noch eine andere Bestimmung gehabt. Sie beherbergte einige Jahre lang die Hohe Karlsschule – von dem Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart als „Sklavenplantage“ bezeichnet – mit ihren Zöglingen. Eine Art militärische Akademie sollte es sein, um dem Land gebildete, aber auch loyale Staatsdiener zu erziehen, es wurde eine Art Universität daraus, die moderne, aufgeklärte und der Französischen Revolution nicht abgeneigte Intellektuelle hervorbrachte – der berühmteste hieß Friedrich Schiller. Als die Räume auf der Solitude zu klein wurden, zog die Karlsschule nach Stuttgart hinters Neue Schloss um, und stattdessen wurden herzogliche Versuchsgärten und eine Baumschule angelegt. Wieder war der Name Schiller im Spiel, denn Vater Johann Kaspar Schiller war lange Zeit deren Vorsteher. Ihm haben wir zu verdanken, dass es im Ländle so viele schöne und wertvolle Obstbaumwiesen gibt.
All das und noch viel mehr war Thema auf unserem Spaziergang, den wir aufgrund der tollen Resonanz sicher im nächsten Jahr wiederholen werden.